Authentisches Leadership - Führen aus der eigenen Wahrheit heraus
- Selina Moser
- 6. Dez.
- 8 Min. Lesezeit
Wir verändern uns, Stück für Stück - und auch die Welt tut es. Auch wenn es uns manchmal erscheint, als sei die Materie langsamer als der Geist, und als wolle sich die Welt nicht mitverändern - sie tut es.
In der Gesellschaft, in Organisationen und in der Arbeitswelt tut sich was, das uns positiv stimmen lässt: Authentische Führung - dazu gehört auch Selbstführung! -, welche durch Präsenz und Selbstkontakt wirkt, gewinnt immer mehr an Relevanz.
Alte Masken fallen, Rollen werden neu verteilt. Alles wird schneller, und damit ist nicht nur der technologische Wandel gemeint. Worte und Gedanken manifestieren sich immer schneller, also werden immer schneller sichtbar in der Materie. Veränderung wird schneller erkannt, und es hat allmählich schlicht keinen Platz mehr für veraltetes Verständnis von Autorität.
Aus diesem Wandel heraus werden neue Werte wichtig. Integrität wird zum Hauptbestandteil guter Führung. Präsenz und Selbsterkenntnis. Warum das so ist und wie wir lernen, uns selbst und andere authentisch zu führen - darum geht es in diesem Beitrag.

Echte Selbstführung und weshalb es genau da beginnt
Vieles, das das Thema Leadership beinhaltet, haben wir nicht in Schulen gelernt, sondern durch Erfahrung und insbesondere durch Vorbilder. Ich persönlich habe insbesondere gelernt, dass die Selbstführung das A und O ist, um auch andere führen zu können.
Man denkt, dass Liebe und Führung nicht zusammenpassen, doch tatsächlich sehe ich da eine Parallele: Ich war stets der Meinung, dass ich mich selbst zuerst voll und ganz lieben lernen muss, bevor ich einen anderen Menschen mit allen Stärken und Schwächen als Ganzes lieben kann. Wenn wir uns selbst nicht führen können, können wir auch andere nicht authentisch führen.
So ist die Selbstführung für mich nicht nur eine notwendige Ergänzung, sondern eine wichtige Voraussetzung zur Führung von anderen.
Was Selbstführung ausmacht, ist die Fähigkeit, sich selbst zu spüren. Es geht hier einerseits um das Körperbewusstsein, sowie auch um das Wahrnehmen des eigenen emotionalen Empfindens. Daraus kann Präsenz gedeihen, welche automatisch fühlbar wird.

Ein Beispiel aus dem Führungsalltag: Wenn ich vollkommen im Aussen lebe und keinen Kontakt zu meinem Inneren habe, keine Erdung, so werde ich unangemessen reagieren. So zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter sich mir gegenüber frech oder abwertend verhält. Bin ich nicht geerdet und in meiner Präsenz, so werde ich womöglich ebenfalls mit Abwertung bishin zu Wut reagieren. Bin ich in meiner Mitte und im Fühlen meiner selbst, so reagiere ich nicht aus Verletzung, sondern mit Klarheit und Weitsicht - mit Ruhe.
Die Energie, die wir aussenden, kommt bei anderen Menschen immer ungefilterter an.
Daher wird es über kurz oder lang nicht mehr möglich sein, ohne authentische Selbstführung andere Menschen authentisch zu führen.
Energetische Wahrnehmung im Leadership der neuen Zeit
Die Werte, welche wir tief in uns spüren und vertreten, sind in dem Thema der Führung zentral.
Um die inneren Werte zu erkennen, können wir uns Dinge fragen wie:
Was fühle ich tief in mir?
Was ist meine eigene innere Wahrheit?
Inwiefern lebe ich diese Wahrheit - was verstecke ich womöglich noch?
Wessen Erwartungen erfülle ich noch, obwohl sie mir nicht entpsrechen?
Was würde ich zeigen, wenn ich keine Angst hätte, bewertet zu werden?
Wie bewusst wir uns unserer Werte sind, bestimmt unsere energetische Schwingung und unser Verhalten.

Werte dienen uns zur Orientierung und als Filter, wenn wir in komplexen Situationen Entscheidungen treffen müssen. Werte werden in Teams sichtbar und entscheiden darüber, wie effektiv Mitarbeitende sind, sowie auch darüber, wie wohl sie sich fühlen.
Beispielsweise ist für mich die Selbstbestimmung ein wichtiger Wert, welchen ich im Team aktiv leben und damit als Vorbild agieren will. Kommunikation ist mir wichtig, Loyalität. Mir ist wichtig, mutig zu sein und andere zum "Selber-Denken" zu animieren.
Über die eigenen Werte kann dir niemand Auskunft geben. Du kannst nicht Chat-GPT darüber befragen, dieser kann dir Vorschläge machen zur Selbstfindung. Doch die Werte und deine eigene innere Wahrheit entstehen durch dich selbst, durch deine Erfahrungen und durch alle Hoch und Tiefs heraus.
Wenn wir uns nicht klar darüber sind, welche Werte wir leben wollen, kann es helfen, zu meditieren. In der Meditation treten Dinge ans Licht, die direkt aus unserer Seele kommen, und die im Alltag oft einfach überlagert werden. Genau diese Klarheit braucht authentische Führung.
Sich seiner Werte im Klaren zu sein, schafft Transparenz und Integrität. Und es ist eine Voraussetzung für das aus meiner Sicht wichtigste Führungsinstrument: Die Präsenz.

Die zeitlose Kraft der Präsenz in grosser Führung
Dass Präsenz und Integrität so zentral sind im Leadership, war auch schon gestern so. Es ist keine moderne Erfindung. Die Genies der Geschichte als historische Vorbilder zeigen uns das. Sie hatten alle eines gemeinsam: Sie wussten um die Wichtigkeit des Seins im Moment.
Von Einstein lernen wir beispielsweise, dass der rationale Verstand ein treuer Diener ist, der intuitive Geist hingegen ein heiliges Geschenk. Dies war ein Hinweis auf das innere Wissen und die Wichtigkeit der Intuition. Gandhi zeigte, dass sanfte Präsenz ganze Systeme erschüttern kann. Buddha lehrte, dass alles im Geist beginnt. Und selbst Napoleon, oft als Machtfigur betrachtet, soll gesagt haben:„Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Überwindung derselben.“
Der Unterschied zu heute liegt darin, dass diese Dinge früher nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Die Selbsterkenntnis wurde noch nicht so stark gefördert wie heute, und die Führungskräfte von früher vielleicht auch noch nicht als diese erkannt, die sie waren. Das hat seine Gründe, denn schliesslich sind "führungslose" Menschen (auch frei von Selbstführung) besser lenk- und beeinflussbar.
Jedoch, so oder so ist diese alte Eigenschaft - die Präsenz - auch im neuen Leadership zentral.

Gelebte Wahrheit im Aussen: Integrität, Präsenz und Selbsterkenntnis
In unserem Leben sind wir alle mit verschiedenen Chefs und Autoritätspersonen in Kontakt getreten. Wir mögen uns bestimmt zurückerinnern und innerlich aufzählen, welche Führungskräfte wir als besser wahrnehmen als andere. Woran liegt das? Liegt es an der Integrität, die diejenigen ausstrahlten, welche uns als positiv wahrnehmen?
Natürlich hängt unsere Wahrnehmung auch sehr oft mit unserer eigenen Geschichte zusammen. Mit unseren Erfahrungen, Prägungen und unserer Haltung gegenüber Autoritätspersonen. Oft fängt das schon in der Kindheit und in der Schulzeit an.
Ich orientiere mich stets an meinen Vorbildern. Was tun sie, dass ich sie als solche wahrnehme?
Die Leader, die ich als Vorbilder wahrnehme, strahlen Integrität aus. Sie sind offen und zugänglich, und sie nehmen alles so an, wie es gerade ist - auch sich selbst. Das ist etwas, das ich selbst heute an mir sehe. Da ich heute selbst eine Führungsperson bin, weiss ich, wie wichtig es ist, in erster Linie mal bei sich selbst anzukommen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Verletzlichkeit darf sich zeigen. Wir dürfen dazu stehen.

Dadurch, dass wir unsere innere Wahrheit nach aussen tragen, entsteht automatisch:
Klarheit in der Kommunikation
Verantwortung statt Schuld
Orientierung statt Kontrolle
Vertrauen statt übertriebene Überwachung
Mut statt Harmoniebedürfnis
Authentisches Leadership der neuen Zeit - und was das bedeutet
Wir leben in einer Zeit der Transparenz. Unaufrichtigkeit kommt heute früher ans Licht. Wenn uns jemand meidet oder die Kommunikation nur dürftig von statten geht - so spüren wir intuitiv, was dahintersteckt. Oft sind es persönliche Geschichten.
Auf jeden Fall erspüren wir die Wahrheit heute - es geht nicht mehr alles über den Verstand. Wir Menschen lassen uns weniger gut manipulieren und beeinflussen. Je geerdeter wir sind, desto stärker wird diese Fähigkeit des Durchschauens. Ob gewollt, oder nicht!
Wir erleben eine kollektive Bewusstseinsbewegung - und sie verändert auch die Führung. Immer klarer zeigt sich, dass Führung von innen nach aussen entsteht.

Wir dürfen darauf vertrauen, dass die Zeitqualität Rollen und Machtkonstrukte neu regelt. Dass die Zeit uns in die Karten spielt. Systeme werden durchgeschüttelt, auch in Organisationen! Die Gesellschaft ist im Umbruch, auch wenn uns das durch Medien nicht so kommuniziert wird, oder wenn wir es selbst (noch) nicht direkt wahrnehmen.
Unser Wissen ist relevant - über die Manifestation und die Macht der Gedanken, Gefühle und Worte. Hierarchien werden durchmischt - jeder hat die Kraft und die Macht, aus der Seelenweisheit heraus zu handeln und das Geschehen dahingehend zu verändern.
Was bedeutet authentisches Leadership also? Für mich bedeutet es: Führung aus der eigenen Wahrheit heraus. Auf sich selbst zu hören, und daraus zu agieren. Nicht aus Rollen, Mustern oder Erwartungen heraus.
Es geht nicht um Machtdemonstration, sondern um die Fähigkeit, aus einer inneren Klarheit heraus zu wirken - statt aus Härte. Der Selbstkontakt ist hierbei massgeblich und beeinflusst die Qualität unserer Entscheidungen. Der Selbstkontakt verändert unsere Konfliktfähigkeit.

Authentisch zu sein bedeutet weiter, dass es eine Übereinstimmung gibt von Innen und Aussen.
So ist es auch wichtig, sich verletzlich zeigen zu können. Ich (an)erkenne, dass ich verletzlich bin. Dadurch fühle ich mich nicht schwach. Sondern ich fühle mich menschlich, und ich lebe diese Integrität. Das zeige ich nach Aussen.
Die Wirkung authentischer Führung in Organisationen
Wenn jemand echt ist, gibt uns das Sicherheit. Es gibt psychologische Sicherheit, wenn wir uns auf jemanden verlassen können - auf seine Handlungen und Reaktionen. Es erzeugt automatisch Vertrauen und motiviert. Es motiviert dazu, sich selbst zur besten Version seiner selbst zu entwickeln.
Alles reagiert auf Energie. Auch Teams. Und auch du als Führungskraft reagierst auf Schwingung und ziehst genau diese Mitarbeitenden in dein Leben, die du für deine Entwicklung brauchst - sei es auch nur, um die aufzuzeigen, wie authentisch du wirklich lebst. Feedback ist kein Urteil! Feedback ist ein Spiegel. Als Führungskraft erhält man weniger Feedback, und wenn, dann von den eigenen Vorgesetzten. Nehmen wir jedes Feedback auf, saugen wir es auf wie ein kostbarer Tropfen.

Wenn wir ein Feedback annehmen und uns reflektieren, schützen wir uns selbst - wir schützen uns vor Selbsttäuschung.
Vertrauen, Loyalität und Klarheit sind die Nebenprodukte von Integrität. Menschen spüren, wenn du ihnen nicht wohlgesinnt bist. Wenn du sie kleinhalten, willst, vielleicht aus einer unbewussten Minderwertigkeit heraus. Du bist immer im Stande, andere als so gross anzusehen, wie du selbst im Stande bist, dich selbst wahrhaftig als gross anzusehen.
Das Gute daran: Es gibt nichts zu verlieren! Wir dürfen uns freimachen vom "Haben-Wollen" und am Festhalten an Dingen, die nicht unserer Mission entsprechen.
Wir dürfen als Führungskräfte darauf vertrauen, dass unsere innere Arbeit Sinn macht und einem höheren Grossen und Ganzen dient.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Vertrauen sowohl in die eigenen Fähigkeiten als auch in die Fähigkeiten deiner Mitarbeiter dich zu einem wirklich guten Leader machen. Mein persönliches Ziel ist jeweils: Der Mitarbeiter/Schüler/Lernende soll zu seiner besten Version werden. Er soll sich vollkommen entfalten können. Ich bin da mit meiner Präsenz und mit meiner Mitte. Ich führe aus meiner inneren Wahrheit heraus.

Dadurch, dass authentisches Leadership ans Licht tritt, gibt es eine grosse Veränderung in der Kultur, in der Gesellschaft und in Organisationen.
Alles ist im Umbruch, und wir dürfen darauf vertrauen, dass dieser Wandel mehr Integrität mit sich bringt.
Wie wir lernen, uns selbst und andere authentisch zu führen
Es gibt Wege, die uns in Sachen Erkenntnis helfen können. Wie oben beschrieben können wir usere Fähigkeit zur Selbsterkenntnis kultivieren, indem wir Feedback von aussen reflektieren. Doch es gibt weitere Wege zur Integrität.
Praktische Wege für Präsenz und Selbstkontakt können sein:
Innehalten, bewusst atmen. Präsenz sammeln.
Ein emotionales Check-In machen: Dem Innen zuhören, ohne zu werten.
Auch Verletzlichkeit zulassen. Ohne dabei sich selbst kleiner zu machen.
Positive Affirmation: es ist alles in Ordnung, so, wie es gerade ist.
Sich fragen: Was sind meine Werte? Daraus entsteht Klarheit.
Alte Masken ablegen. Sich bewusst dafür entscheien.
Alte Masken abzulegen, kann auch bedeuten, dass wir mutig sein dürfen.
Wir dürfen uns zeigen, so wie wir sind. Aus dieser inneren Mitte heraus entsteht bewusste Kommunikation.

Im praktischen Alltag mit unserem Team können folgende Dinge hilfreich sein:
Sich darauf konzentrieren: Was sagt mir mein Mitarbeiter - auch durch nonverbale Kommunikation?
Zuhören, ohne zu unterbrechen.
Selbstwahrnehmung im Gespräch. Auch hier - nicht bewerten.
Fokus auf das Potenzial im Mitarbeiter.
Den Mitarbeiter dazu bringen, für sich selbst die beste Lösung zu finden.
Rahmen geben, Grenzen klar setzen. Integrität sichtbar leben.
Im Alltag wird Integrität immer wieder praktiziert und zeigt sich in Entscheidungen, in unserer Kommunikation, und wo (und wie) wir Grenzen setzen.
Die Rückkehr zur Essenz, und warum sie jetzt so wichtig ist
Präsenz, Integrität und Bewusstheit nehmen heute eine Bedeutung an, die weit über das hinausgeht, was wir lange Zeit gesehen haben. Echtheit wird immer mehr zu einer nachhaltigen Führungsqualität.

Was ich hierbei wichtig finde zu betonen, ist, dass authentisches Leadership keine Methode ist, und auch kein fertiger Zustand. Kein "so ist es", und das habe ich rational begriffen! Im Gegenteil: Authentische Führung ist eine innere Ausrichtung, eine innere Haltung, die sich täglich erneuert und weiterentwickelt. So wie wir selbst auch. Echte Führung beginnt immer im Innen.
Je tiefer ein Mensch mit sich selbst verbunden ist, desto natürlicher entsteht seine Wirkung im Aussen.
Und damit eine Führung, die andere wahrhaftig inspiriert, andere trägt, berührt, und das Unmögliche möglich macht.
Viel Freunde und Integrität <3
Selina




Hallo Selina
Du hast einen tollen Artikel geschrieben. Sehr interessant und lesenswert. Integrität wird wahrscheinlich oftmals falsch verstanden. Es ist schön zu sehen wie Menschen wie du als Vorbilder voranschreiten um einen authentischen Führungsstil zu fördern. Viele könnten sich davon eine Scheibe abschneiden.