Der Alltag als spirituelle Schule - Bewusstsein mitten im Leben
- Selina Moser
- 14. Mai
- 7 Min. Lesezeit
Manchmal scheint es einfach nicht zusammen zu passen: der Alltag in der 3D-Matrix, in der es um Materie, Geld, Umsatz, Konsum, Leistung und Geschwindigkeit geht, und das spirituelle Leben, das zu sich selbst kommen und im Einklang mit seinen Werten und in Verbundenheit mit der Erde leben.
Doch ist es wirklich so unvereinbar und nicht zueinander passend? Oder ist Spiritualität und Bewusstheit in der “3D-Welt” sehr wohl möglich, und findet Magie sogar immer statt?
Ich glaube, dass die materielle Welt unsere spirituelle Lernwiese ist. Nicht “trotz” der Schwierigkeiten und scheinbaren Kontraste, sondern gerade aufgrund dessen. Gerade durch Reibung und Konflikte wachsen wir. Gerade dadurch werden wir auf unsere Schwachstellen und Potenziale in uns aufmerksam!

Womöglich macht es Sinn, die Bedeutung des spirituellen Lebens kurz zu beleuchten. Für alle hat der Begriff “Spiritualität” eine andere Bedeutung, auch hat jeder einen anderen Bezug dazu. Für mich ist es am stimmigsten, die Spiritualität als allgegenwärtig zu erkennen, also für mich jederzeit zugänglich, in jedem Moment und gerade auch im Alltag. Des Weiteren ist Spiritualität für mich eine Art Überzeugung, die auf eigene tiefe, persönliche Erfahrungen aufbaut. Sie ist nicht von aussen erlernbar und basiert nicht auf Dogmen oder Autoritäten. Sie hat auch nicht unbedingt etwas mit Religion zu tun. Ich bringe Bezeichnungen wie Achtsamkeit, Präsenz und Leben im Einklang mit der Intuition mit Spiritualität in Verbindung.
Das Gefühl der Verbundenheit mit der Natur und dem Kosmos, mit allen, was ist, und mit den Menschen: das kann spirituell sein. Vielleicht auch, gewisse kleine Rituale durchzuführen, das Essen bewusst zu geniessen, jemandem seine absolute Aufmerksamkeit zu schenken. Sport kann spirituell sein, oder Musik zu machen. Yoga, Meditation, Gebete, oder bewusst aus seinem Herzen heraus zu handeln.
Ist es auch spirituell, nach dem Sinn des Lebens zu suchen? Je nach dem, was uns das Innere sagt: Ja. Je nach dem, wie sehr wir mit dem Gefühl entscheiden, und nicht dem Denker in uns den Lead überlassen, ist Sinnsuche sehr spirituell. Nach seinem Inneren zu handeln: schon dies erachte ich als sehr spirituell. Für sich und sein “Bauchgefühl” einzustehen. Sich nicht zu ernst zu nehmen. Über sich selbst zu lachen! Humor auszudrücken und zu leben. Freude und Leichtigkeit zu ehren.

Wie einfach es doch ist, die Bedeutung der geistigen Existenz im Alltag zu vergessen. Wir gehen unserem Tageswerk nach, meistern das Leben auf diese Weise, wir reagieren im Aussen wie gewohnt - wie wir unsere Reaktionen und das Verhalten im Aussen seit jeher konditioniert haben. Und es ist absolut in Ordnung! Wozu müssen wir uns der geistigen Welt denn immer bewusst sein? Das müssen wir nicht. Doch es erleichtert uns vieles im Leben, uns nach und nach wieder zu erinnern: Die Entscheidung, was wir aus dem Herzen heraus wollen, das Einssein mit uns selbst, das Lachen über uns selbst, das “sich nicht so wichtig nehmen”. Der Umgang mit uns und anderen ist ein anderer, wenn wir über den “materiellen Tellerrand” hinweg schauen.
Das Höhere Selbst in meinen Mitmenschen erkennen
Um ruhig und im Einklang und Mitgefühl mit meiner Umwelt zu sein und zu bleiben, gibt es den einen oder anderen Trick. Mir hilft es im Alltag sehr - beispielsweise in arbeitsalltäglichen Gesprächen, Verhandlungen oder in hitzigen Diskussionen -, mir zu vergegenwärtigen sprich in Erinnerung zu rufen, dass jeder Mitmensch wie ich selbst ein höheres Selbst besitzt. Mit dem Höheren Selbst meine ich diesem Kontext den weisesten und authentischsten Teil unseres Seins. Dass es das gibt, darüber ist sich mein Gegenüber womöglich nicht im Klaren - wie auch ich es mir bei mir selbst meistens nicht bewusst bin! -, dennoch ist das Höhere Selbst eines jeden Menschen jederzeit ansprechbar und bereit, erkannt zu werden. Das Höhere Selbst ist im Gesicht eines Menschen sichtbar, wenn wir einander anschauen und uns austauschen.
Die Wirkung ist diese, dass sich unser Gegenüber leichter an sein Höheres Selbst erinnern kann, wenn wir uns darauf fokussieren. Das geschieht höchstwahrscheinlich total unbewusst. Es ist ähnlich, wie das sonst so wirkt mit unseren Überzeugungen anderen gegenüber: Sind wir von unserem Gegenüber überzeugt und glauben vollkommen an seine Stärken, so inspirieren wir ihn unbewusst und verhelfen ihm zu Höchstleistungen! Haben wir von einer Person keine gute Meinung, so wird sie sich womöglich zerstreuter fühlen und mehr Mühe haben, auf gute Ideen zu kommen. Je nach dem, wie sehr sie “bei sich” und geerdet ist, wird die Person dadurch mehr oder weniger beeinflusst. Ja, und so ähnlich ist es beim Erkennen des Höheren Selbst im anderen.

Das Höhere Selbst im Gegenüber zu erkennen ist grundsätzlich ganz einfach und natürlich. Wir können das üben, so oft wir wollen - wenn wir daran denken. Es fängt damit an, dass wir uns auf unsere Empfindungen achten, welche wir im Gespräch mit einem aufbauenden und motivierenden Menschen haben, welcher vielleicht sogar bewusst unser Höheres Selbst anspricht und sieht..?! Was geschieht da? Eine entfernte Erinnerung vielleicht, die vage aufkommt? Fühlen wir uns beflügelt und sprudeln vor guten Ideen?
Plötzliche Erinnerung wie in einem (luziden) Traum
Um diesen Schritt zu tun und das Höhere Selbst im anderen zu sehen, und um das irgendwann zu automatisieren, braucht es zuerst die Erinnerung daran in einer alltäglichen Situation. Es kommt ja schon mal vor, dass wir uns morgens oder abends erinnern, doch im “Eifer des Alltagsgefechts” vergissen wir, dass es die geistige Welt gibt (geschweige denn, dass es Höhere Selbste oder Wesen anderer Dimensionen und Planeten gibt). Vielleicht haben wir ja Erfahrung mit dem Aufschreiben von Träumen, aus denen wir morgens aufwachen. Ich habe sehr viel Erfahrung mit Träumen, mit dem Aufschreiben und auch mit dem luziden Träumen. Daher fällt es mir womöglich einfacher, “mitten im Geschehen” plötzlich in dem Bewusstsein zu sein, dass die materielle Welt eine Scheinwelt ist. So gesehen “mitten im Traum namens Leben” aufzuwachen und mich zu erinnern, auch wenn nur ganz kurz! Dann vergesse ich es wieder, und es ist in Ordnung.
Im Extremfall sieht das dann so aus: Mitten in der verzweifelten Wut-Tirade meines Gegenübers (ja, was begegnet uns nicht alles in 3D!) erinnere ich mich augenblicklich an sein Höheres Selbst! Ich sehe es verborgen hinter seinen Augen. Nur eine Millisekunde, in der ich das Gefühl habe, irgendwas in ihm habe begriffen, ganz kurz, dann vergesse ich es wieder, denn schliesslich werde ich gerade persönlich angegriffen und mein Gegenüber setzt gerade alles daran, mich auf sein Level zu bringen. Ich bleibe jedoch bei mir und grenze mich bestimmt ab, die persönlichen Angriffe gehen mir nicht nahe. Das Sehen des Höheren Selbst meines Gegenübers bringt der Situation vielleicht vordergründig nichts, doch tiefergründig sehr viel. Es hat Auswirkung auf das Innenleben des Gegenübers, vielleicht auf seine Einsichtsfähigkeit oder Demut, sowie es Auswirkung hat auf meine innere Haltung und Balance, und auf mein Vermögen zu Mitgefühl und Vergebung.

Das Erkennen des Höheren Selbst eines Menschen im Alltag mag nicht auf Anhieb klappen. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, Zugang zum Bewusstsein und zur Präsenz zu bekommen. Und zwar auch wieder in kleinen Dingen, kurzen Momenten: beim Zuhören, beim Annehmen des anderen einfach so wie er ist. Vergessen wir mal das Höhere Selbst, wenn wir wollen, doch nehmen den Menschen einfach so, wie er ist. Wir überstülpen ihm kein Bild von uns, kein gutes oder schlechtes. Wir bewerten ihn nicht. Wir lassen ihm die Freiheit, einfach zu sein, wie er ist. Wir machen einen Schritt zurück vom Bewerter in uns, nehmen uns nicht so wichtig und geben dem anderen die wertfreie Aufmerksamkeit. Auf diese Weise begegnen wir auch uns selbst sowie allen Wesen. Das Mecano und der Effekt sind ähnlich wie beim Sehen der Höheren Selbste der Menschen! In diesem Momenten sind wir im “stinknormalen” Alltag hochspirituell unterwegs.
Werkzeuge und Rituale für mehr Präsenz und Bewusstsein im Alltag
Es gibt so einiges, das wir auch alleine machen können, um unseren Alltag bewusster und spiritueller zu gestalten.
Meine drei liebsten Punkte, welche ich dir ans Herz lege:
Meditation. Jeden Tag ein wenig. Das kann beginnen mit einer Atem-/Achtsamkeitsübung, vielleicht zwei Mal fünf Minuten am Tag. Dann täglich verlängern, zwei Mal zehn Minuten am Tag. Schliesslich zwei Mal fünfzehn Minuten am Tag, jeweils morgens und abends. Nichts Krasses machen, ausschliesslich atmen und auf das Atmen und auf den Körper fokussieren. Grundsätzlich geht es einfach um die ruhige, bewusste, tiefe Atmung und deren Wahrnehmung. Mehr dazu künftig in anderen Artikeln.
Naturverbundenheit. Spazieren im Wald. Das Wahrnehmen der Bäume, der Pflanzen und des “Geistes” des Waldes, der Naturwesen und Tiere. Barfuss gehen. Den Himmel ansehen, vielleicht siehst du Fäden oder Punkte in deinem Blickfeld? Vielleicht nimmst du etwas anderes wahr?
Schreiben in einem Journal: Zum Beispiel ein Dankbarkeits-Tagebuch. Sich zur Routine machen, immer morgens kurz zu schreiben, wofür man dankbar ist. Oder auch abends. Ich liebe diese Praxis sehr.
Hier ein paar Mini-Impulse im Alltag für mehr Bewusstsein mit meinen Mitmenschen. Kann auch als eine Art “Starter-Kit” zum Ausprobieren verwendet werden:
30 Sekunden innehalten vor dem Gespräch
Tief Atmen vor dem Antwortgeben
Jemandem wirklich aktiv zuhören
An sein Höheres Selbst hinter dem Erscheinungsbild denken
Sich bewusst werden, dass das Leben im Jetzt stattfindet!
So, und wenn wir dann im “Getümmel” sprich in der Hektik des Alltags sind, und diese Tools benutzen, um bei uns zu bleiben, und es dennoch schwierig ist… So hilft es, zu wissen: Es ist alles nicht so wichtig, wie es scheint. Der Stress entsteht nur in uns. Es gibt eigentlich keinen Stress. Es gibt auch nichts, das wir verlieren könnten. Eines Tages sterben wir, und wir merken, dass wir nichts verlieren können, denn die Seele geht weiter, und alles andere hat uns nie gehört. Nun, auch dazu mehr in künftigen Artikeln.
Der Alltag ist manchmal ein ganz schön unangenehmer Lehrer, der uns nicht verschont und uns manchmal harsch fordert. Ist die Lektion dann durch, erkennen wir das Liebevolle im Wirken dieses Lehrers. Wir drehen uns um und erkennen das Lächeln auf dem weisen Gesicht. Alles, was geschieht, dient einem Zweck.
Wir wachsen und lernen, unsere Intuition als Wegweiser zu benutzen. Wir lernen, mutig zu sein und uns selbst treu zu bleiben. Wir wachsen als Individuen und im Kollektiv. Als Menschenwesen im kahlen 3D und als hochentwickelte Seelen!
Bestimmt ist es gar nicht so wichtig, alles zu verstehen. Es reicht aus, einfach hinzuspüren. Und die Einladung des Alltags anzunehmen, tiefer zu blicken und uns weiterzuentwickeln.
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