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Innere Alchemie: Durch die Schatten zur Feuerkraft

Der November lädt uns ein, tiefer in uns selbst zu tauchen.


Die Tage werden kürzer, das Licht wird rar, und die wenigen Sonnenmomente sind besonders zu geniessen und auszukosten.


Die Dunkelheit verdichtet sich langsam, und wir spüren, dass etwas in uns deutlicher nach Aufmerksamkeit verlangt. Es sind die inneren Schatten, die an die Oberfläche wollen.


Die Grenzen werden sichtbarer, und genau hier, im Übergang vom Herbst zum Winter, beginnt die Alchemie: das ehrliche Hinschauen, und das stete, liebevolle Bleiben in der eigenen Energie.


Foto: von Martin Kocher, im Eichholzwald Grenchen
Foto: von Martin Kocher, im Eichholzwald Grenchen

Die Chance zur Innenschau haben wir immer. Doch bieten sich der November und der einbrechende Winter speziell dafür an, da wir uns in dieser Zeit noch mehr mit uns selbst konfrontiert fühlen - ob gewollt, oder nicht. Während die einen diese aufkommenden Gefühle im November als Einsamkeit oder Trauer bezeichnen, nehmen andere die Geborgenheit und Wärme dieses Monats stärker wahr.

So oder so lädt die Zeitqualität dazu ein, tiefer zu tauchen in die eigene Gefühlswelt und diese liebevoll und im Vertrauen anzunehmen.

Mein letzter Beitrag auf Seelenkraft.blog entstand aus einer Leserfrage, die sich darum drehte, ob äussere Umstände immer mit uns selbst zu tun haben. Ich schreibe darüber, wie wichtig es für uns ist, zu unterscheiden zwischen dem, was wir in uns heilen können, und dem, was nicht zu uns gehört.


Nun ist es so, dass uns vieles auch nicht bewusst ist. Es gibt Schatten, die so gut in uns vergraben sind, dass wir sie gar nicht sehen (wollen). Destruktive Muster und tief verborgene Ängste treten immer erst dann BEWUSST ans Licht, wenn wir sie auch ertragen können - wenn wir stark genug und bereit sind, sie anzusehen.


Foto: Martin Kocher, in der Witi in Grenchen
Foto: Martin Kocher, in der Witi in Grenchen

In diesem Beitrag geht es nun darum, wie wir zu unserer wahren Feuerkraft, unserer Seelenkraft, kommen können: Dadurch, dass wir durch die tiefen Schichten unserer Seele schreiten und die Schatten durch uns strömen lassen, sie aufsteigen lassen.

Dadurch, dass wir den Schatten Raum geben und sie sein lassen, transformieren wir diese destruktive, wuchtige Emotionalität in ebenso kraftvolle, feurige Schöpferenergie.

Der November als innerer Wandlungsraum


Die Natur fährt im Herbst herunter. Rückzug ist angesagt. Die Bären fallen in einen Winterschlaf. Die Zugvögel verlagern sich nach Süden. Die Bäume werfen ihre Blätter ab.


Das Rückzugsbedürfnis der Natur spüren auch wir Menschen als Teil dieser Natur. Viele Menschen werden müder in dieser Zeit, oder brauchen einfach mehr Schlaf - was vollkommen natürlich ist. Die Grenzen formen sich neu, die Jahresenergie verdichtet sich.


Foto: von Martin Kocher, Jura in Grenchen
Foto: von Martin Kocher, Jura in Grenchen

Inmitten dieser Rückzugszeit wird auch unser Nervensystem sensibilisiert. Alte Wunden klopfen an.

Es kommt zu inneren Grenzmomenten, in denen tiefer liegende Gefühle sichtbar werden.

Beispielsweise kommt eine tiefe Trauer in uns auf, seelische Schmerzen sind plötzlich einfach da, oder ein Mensch verletzt uns, und wir erhalten Einsicht in unsere Schattenwelt.


Die perfekte Zeit also, um die Schatten anzunehmen und zu transformieren.


Die Schatten ans Licht bringen


Was ist mit Schattenarbeit eigentlich gemeint? Zu den Schatten gehören ebendiese Anteile, die wir an uns selbst nicht mögen, weg haben wollen - und daher auch oft nicht sehen.


Es gibt verdrängte Emotionen, die zu sehr schmerzen, um sie (schon jetzt) anzusehen. Solche Emotionen in sich zu tragen, ist ganz normal. So wie es normal ist, sich ihrer nicht bewusst zu sein.


Wenn wir mit äusseren Spiegeln arbeiten und somit auch mit unserem Innen, nehmen wir Grenzen immer besser wahr. Was fühle ich, wie fühle ich, was gehört dem anderen?


Foto: David Werbrouck / Unsplash
Foto: David Werbrouck / Unsplash

Diese Unterscheidung ist eine Vorbereitung zur Schattenarbeit, oder noch mehr - ist eigentlich schon "die halbe Miete". Die Einsicht und das Erkennen ist die halbe Miete. Die Arbeit mit unseren Grenzen ist untrennbar mit der Schattenarbeit verbunden. Wir nähern uns unserem Innen und den Schatten an.


Unbewusstheit als Schutz - als Teil des Weges


Dass wir Menschen unbewusst sind und gewisse Schatten (an uns selbst) nicht sehen, fällt mir immer wieder auf. Ja, insbesondere an mir selbst, denn wem ausser uns selbst könnten wir sonst jegliche Unbewusstheit nachsagen? Jemanden anderen als unbewusst zu betiteln, ist für mich ein starkes Indiz dafür, dass die eigenen “blinden Flecken” oder Schatten gesehen werden wollen.


Also: Welchen Menschen kennen wir am besten - in- und auswendig, mit allem Licht und allen Schatten, wissen Bescheid über Erfahrungen und Gefühle? Ja, es sind wir selbst. Und das ist auch die einzige Person, die selbst handeln kann, etwas ändern kann - Du selbst.


Umso erstaunlicher, dass es genau diejenige Person ist, der einerseits die eigenen Schatten als auch diese massive Kraft zur Veränderung nicht bewusst ist. Nicht wahr?


Foto: Simon Kuznetsov / Unsplash
Foto: Simon Kuznetsov / Unsplash

Wenn das Verdrängte Form annimmt


Rückblickend wird uns bewusst, wie viel unter der Oberfläche brodelt - buchstäblich unter unserem Bewusstsein.


Schmerzhafte Erlebnisse, Traumata und tiefsitzende Ängste - diese Dinge äussern sich auf verschiedenste Weise, besonders körperlich. Auch bei mir war das so: in Jahren intensiver Verdrängung reagierte meine Haut mit starken, juckenden Ausschlägen. “Unheilbare Neurodermitis", hiess es damals.


Doch als sich die inneren Spannungen, ausgelöst aus Kindheitstraumata, über die Jahre lösten, verschwand auch dieses Hautbild vollständig. Und nur ein einziges Mal - viele Jahre später, in einer erneuten Phase intensiver Verdrängung - tauchte es kurz auf und ging ebenso schnell wieder.


Für mich ist das ein Beispiel dafür, wie Körper und Geist zusammen wirken, und wie liebevoll unser Körper uns auf unsere blinden Flecken aufmerksam machen will.


Verdrängte Gefühle äussern sich jedoch nicht nur körperlich. Sie drücken sich auch darin aus, dass wir uns ständig ablenken, immer im Aussen leben, uns betäuben, uns übermässig aufregen, ständig in dieselben Muster hineingeraten - et cetera, et cetera.


Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk
Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk

Verdrängte Emotionen haben eine enorme Kraft. Auch das "Unter-Verschluss-Halten" dieser Emotionen braucht extrem viel Energie und kann zu Erschöpfung und körperlichen Beschwerden, zu physischer wie seelischer Krankheit führen.

Gehen wir diese Baustellen an, erhalten wir doppelte Kraft - oder sogar das Vielfache an Kraft.

Einerseits müssen wir keine Energie mehr aufbringen, um diese Anteile zu verdecken und zu verdrängen. Des Weiteren transformieren wir die Anteile, welche uns eine immense Feuerkraft verleihen können.


Die Entfachung der Feuerkraft - der Seelenkraft


Der Aufwand, den wir aufbringen, indem wir die unangenehmen Dinge in uns beleuchten und behandeln, lohnt sich enorm. Der wahre Wert wird uns bewusst, wenn wir da durchgegangen sind.


Wir erlangen Zugang zu Kraftreserven, die uns bis dato gar nicht bekannt waren.

Das wiederum motiviert uns, weiterzumachen, und zeigt uns die Sinnhaftigkeit darin auf, andere ebenfalls dazu zu motivieren.

Foto: Martin Kocher, am Bettlenrank, Bettlach
Foto: Martin Kocher, am Bettlenrank, Bettlach

Ich finde einige wichtige Punkte beachtenswert während dieses Prozesses der Alchemie.


  • Sich stabilisieren - und Hinschauen

Fürs Hinschauen braucht es Mut, Präsenz, sowie das Vertrauen, dass uns nichts geschieht.


In den Momenten, in denen man eigentlich fliehen will (und es bis dato vielleicht auch so gehandhabt hat), und sich entscheidet, den anderen Weg des Hinschauens zu gehen, kann es helfen, jemanden um sich zu wissen, der einen begleitet und stützt. Dieser Jemand ist vielleicht ein guter Freund. Doch insbesondere bist es DU.


Schaue, dass du dich während dieses Prozesses stabilisierst. Der Prozess wir dir einfacher fallen.


  • Zulassen im Vertrauen

In diesem Prozess braucht es keine Kontrolle der Emotionen. Vielleicht braucht es Kontrolle der Gedanken - ja, und insbesondere eine Entscheidung: Ich will da durch. Ich lasse alle Emotionen zu, die kommen wollen, und lasse sie durch mich strömen.


Es hilft uns, uns vorzustellen, wie wir uns von weither beobachten. Zum Beispiel von einem Punkt an der Decke aus. Wir sehen uns, und wir sehen, es ist jetzt einfach so. Wir bewerten nicht. Wir vertrauen in den Prozess und lassen zu.


Foto: von Martin Kocher, Giessbachfall bei Brienz
Foto: von Martin Kocher, Giessbachfall bei Brienz
  • Aus der Klarheit heraus Grenzen setzen

Es gehört zur Seelenpflege dazu, Grenzen zu setzen. Nicht als Abwehr! Nicht aus Härte oder aus dem Ego heraus. Sondern aus Selbstrespekt, Selbstfürsorge. Wir wehren uns nicht - wir setzen einfach Grenzen.


Wir sind uns trotz der ganzen Annahme bewusst, dass wir unsere Energie pflegen und bewahren wollen. Gerade im November ist es noch wichtiger, sich seiner Grenzen im Klaren zu sein und diese entsprechend zu kommunizieren.


Es soll also kein gereiztes “Lass mich in Ruhe!” geben, und stattdessen eher ein “Ich spüre, dass ich dieses Gespräche gerade nicht will, und ziehe mich zurück”.


  • Transformation durch Bewusstsein

Nochmals: Wir kontrollieren unsere Emotionen nicht. Wir konditionieren unseren Geist!


Wir sind uns bewusst, was hier vor sich geht. Wie wertvoll das ist, was hier gerade vor sich geht. Wir bewerten nicht!


Wir würdigen den Prozess. Wir nehmen alles an, wie es JETZT gerade ist. Wir betreiben damit aktive Alchemie. Wir verwandeln unsere Schatten zu Feuerkraft, die Berge versetzt.

Durch die Tiefe hindurch finden wir Struktur, und durch Struktur Klarheit. Vertrauen. Sinnhaftigkeit. Glaube. Bewusstsein.
Foto: Sugarman Joe / Unsplash
Foto: Sugarman Joe / Unsplash

Nach einem solchen Prozess kann es sein, dass uns der nächste oberflächliche Austausch über das Wetter, Klatsch etc. langweilig erscheint. Es ist sogar recht wahrscheinlich - und es ist in Ordnung.


Diese Tiefe, durch die wir durch sind, und die sich jetzt nicht mehr schwer, sondern im Gegenteil leicht und beschwingend anfühlt, verändert unser Bewusst-SEIN.


Wie kann ich die Übergangsenergie für mich nutzen?


Die Zeiten des Übergangs können hart sein, turbulent, uns bis an unsere Grenzen bringen.

Vielleicht sind die Zeiten auch gar nicht so turbulent, sondern wir fragen uns vielleicht, was genau los ist - wir fragen uns, was wir selbst denn eigentlich FÜHLEN. Dann nehmen wir den Übergang als eine Art Einladung war, vermehrt ins Fühlen zu kommen.


Konkret können wir uns Dinge fragen wie bespielsweise:

  • Was will gesehen werden?

  • Wo brauche ich mehr Ruhe?

  • Was tut mir gut?

  • Welche Grenze kündigt sich langsam aber sicher an?


Foto: von Martin Kocher, Aare in Grenchen
Foto: von Martin Kocher, Aare in Grenchen

Je mehr du dich selbst spürst, deine eigenen Gefühle und Empfindungen, desto besser wirst du auch mit den Gefühlen anderer umgehen können.
Je mehr du deine eigene Energie kennen und sie kanalisieren/leiten lernst, desto mehr kannst du unterscheiden zwischen deiner eigenen und der anderen Energie. 
Je besser du deine eigene innere Dunkelheit (aus)halten kannst, desto stärker wirst du auch durch die dunklen Räume anderer gehen und sie halten können.

Wichtig: Im Erwachensprozess gibt es keinen Leistungsdruck. Bewusstseinsarbeit kennt keinen Wettbewerb.

Das Erwachen soll nicht im gleichen Prinzip wie früher von statten gehen - nicht im Müssen, im Vergleichen, im Erbringen von Leistung.


Ich lege dir ans Herz, der Begegnung mit deinem Inneren und auch mit deinen Schatten mit Neugier zu begegnen. Mit Lebenslust und Offenheit für Wunder.


Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk
Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk

Entspanne dich. 

Verbinde dich mit Freude und Neugier, um diesem Abenteuer entgegenzutreten. 

Die Magie darf sprühen. 

Die Alchemie darf sich vollziehen.

Möge deine Dunkelheit dir den Weg zu deinem inneren Feuer ebnen.


In Liebe, Selina

2 Kommentare


Markus
27. Nov.

Sehr bewegend für mich, herzlichen Dank,liebe Grüße, Markus

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Selina Moser
Selina Moser
01. Dez.
Antwort an

Herzlichen Dank für das wertschätzende Feedback. Es freut mich sehr, wenn der Beitrag berührt und bewegt. Alles Liebe in deinem Tun und Sein. Selina von Seelenkraft.blog 🤍

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