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Leserimpuls: Was tun, wenn der Spiegel einfach unaushaltbar wird? Hat das Aussen immer mit mir selbst zu tun?

“Ich sehe, dass das Aussen mir oft Dinge aus meinem Innen spiegelt. Jedoch gibt es jemanden in meinem Umfeld, der es offenbar darauf anlegt, mich und die anderen zu provozieren. Praktisch niemand hält ihn wirklich aus. Sind wir dann nicht eher seine Spiegel?”


Diese Frage hat mich in einem persönlichen Gespräch mit einem Leser erreicht. Sie ist beim Lesen des letzten Blogeintrags entstanden: Wie Spiegel unser Mitgefühl stärken - wenn wir bereit sind, sie zu erkennen


Hat es immer mit mir selbst zu tun, wenn mich jemand nervt?


Vielen Dank für diesen wertvollen Impuls. Für mich persönlich eröffnet diese Frage mehrere wichtige Themen, die damit im Zusammenhang stehen.

Wo ist die Abgrenzung: Wann sind es unsere Anteile, und wann hat es auch gar nichts mit uns zu tun?
Foto: Martin Kocher. Aufgenommen speziell für diesen Beitrag. Lieben Dank ♡
Foto: Martin Kocher. Aufgenommen speziell für diesen Beitrag. Lieben Dank

Was wir sehen, triggert unser Inneres


Grundsätzlich gilt: Alles, das uns triggert, können wir für unser Wachstum verwenden und als Indikator sehen, was in uns noch Bewusstseinsarbeit benötigt.

Den Trigger im Aussen können wir nicht verändern, jedoch unser Innen.

So gesehen hat es etwas mit mir zu tun, wenn mich das Aussen als Spiegel nervt - oder jedenfalls meine Reaktion auf das Gegenüber. Mit dem Aussen als Spiegel ist gemeint, dass unsere Reaktion auf das Aussen für uns selbst sehr aufschlussreich sein kann. Auch wenn uns Dinge enttäuschen und wir uns energetisch ausgesaugt fühlen, können wir uns fragen, was das mit uns zu tun hat.

Aber: nicht alles ist ein Spiegel.
Foto: Martin Kocher, aufgenommen in Grindelwald
Foto: Martin Kocher, aufgenommen in Grindelwald

Zu betonen ist hier, dass das Ausmass des "Nervens" natürlich eine Rolle spielt. Hier geht es um Alltagssituationen, die uns provozieren - nicht um Gewalttaten oder schwere Schicksalsschläge.


Ein Beispiel: Eine Freundin steht in bestimmten Situationen nicht zu dir, was dich schmerzt oder enttäuscht. In solchen Momenten lohnt sich die ehrliche Frage nach innen: “Wo stehe ich selbst zu wenig zu mir? Wo schütze ich mich zu wenig?” Oder auch: “Spiegelt mir diese Freundin meine eigene Unsicherheit? Wie wichtig ist mir die Meinung anderer?”


Das bedeutet nicht, dass das Verhalten deiner Freundin okay ist. Es bedeutet nur, dass deine Gefühle dir etwas über deine eigenen Bedürfnisse zeigen können. Und gleichzeitig darfst du eine klare Grenze setzen, wenn ihr Verhalten nicht in Ordnung ist.


Energie durch Verbundenheit mit unserer eigenen Quelle


Doch kommen wir zurück zum Leserbeispiel. In diesem Fall geht es darum, dass jemand im Umfeld es immer wieder darauf anlegt, andere zu provozieren. Nicht nur dich, sondern auch die anderen in deinem Umfeld. Er zieht Aufmerksamkeit auf sich, indem er genervte Reaktionen erntet.


Foto: Martin Kocher, geschossen auf dem Grenchenberg
Foto: Martin Kocher, geschossen auf dem Grenchenberg

Hier ist es wichtig, die Dynamiken der unausgeglichenen Energieverschiebung zu verstehen. Diese Dynamiken entstehen meist unbewusst und quasi als Notprogramm des Nervensystems. Anderen Menschen Energie zu entziehen, ist eigentlich nicht nötig, könnte man meinen. Das ist auch tatsächlich der Fall, und zwar, wenn wir die Energie durch uns und durch die Verbindung zu unserer eigenen Quelle beziehen.

Diese energiespendende Verbundenheit spüren wir in Momenten, in denen wir vollumfänglich im Jetzt sind.

Die Energie ist grundsätzlich immer da.


Wir nehmen sie einfach nicht immer wahr: Diese Verbundenheit, die uns von INNEN nährt, und die wir dann NICHT im Aussen holen müssen - weil sie von der Quelle her zu uns fliesst.


Im Alltag verlieren wir oft dieses Gefühl der Verbundenheit mit der Einheit, und wir fühlen uns energielos. Dieser Zustand der Energielosigkeit rührt daher, dass der Zugang zu unserer eigenen Quelle überlagert wird von Hektik, Angst, Druck, etc.


Foto: Martin Kocher, im Zoo der New Yorker Bronx
Foto: Martin Kocher, im Zoo der New Yorker Bronx

Das bei sich selbst zu beobachten ist mega spannend und kann auch unangenehm sein. Doch es ist der Schlüssel, um diese Muster zu durchbrechen, und um damit auch mehr Mitgefühl mit anderen Menschen zu haben, die diese Muster anwenden.


Dynamiken unausgeglichener Energie


In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Buch zu sprechen kommen, das mich in meiner Bewusstseinsentwicklung geprägt hat. Ich kann dieses Buch allen Menschen empfehlen, die sich für Bewusstseinsarbeit interessieren und die sich für ihr Inneres öffnen.


Das Buch heisst Die Prophezeiungen von Celestine von James Redfield und wurde 1993 zum ersten Mal veröffentlicht. In dem spirituellen Abenteuer-Roman geht es unter anderem um ein neues kollektives Bewusstsein ausgelöst durch eine kritische Masse, um mysteriöse Fügungen, die uns immer mehr begegnen, je mehr wir bei uns selbst ankommen.


Es geht um das Sein im Jetzt, um das Loslassen und Klären der Vergangenheit - und um Energie und die Mechanismen, um zu Energie zu gelangen.


Foto: von Martin Kocher, speziell für diesen Beitrag fotografiert.
Foto: von Martin Kocher, speziell für diesen Beitrag fotografiert.

Die Dynamik der unausgeglichenen Energieverschiebung verpackt James Redfield in einer Abenteuer-Geschichte. Wir lesen in dem Buch über ein Modell, welches nicht alles erklärt, jedoch wertvolle Hinweise auf typische Konfliktdynamiken gibt. Unausgeglichene Energieverschiebung geschieht, wenn wir von der Zufuhr der universellen Energie abgeschnitten sind - und vielleicht ertappen wir uns dabei, dass uns die eine oder andere Verhaltensform bei uns selbst bekannt vorkommt.


Welche Dynamiken schwächen unser Energiefeld?


Im Roman Prophezeiungen von Celestine werden vier Typen von Kontrolldramen beschrieben:

  • Der Einschüchterer: holt Energie durch Dominanz oder Aggression

  • Der Vernehmungsbeamte: zieht Energie durch Kritisieren und Hinterfragen.

  • Der Unnahbare: geht auf Distanz, schweigt, ist unsicher, und holt damit Energie.

  • Das Arme Ich / Opfer: holt sich Energie durch Mitleid und Schuldgefühle.


Jemand, der bewusst provoziert, nutzt oft eine Mischung dieser vier Muster.

Wenn dich dein Gegenüber provoziert, indem er deine Erfolge hinterfragt und kritisiert, ist er im Kontrolldrama des Vernehmungsbeamten anzusiedeln. Klagt er über das Leben und über das Schlechte der Welt, so ist er womöglich in der Rolle des armen Ich. Wenn er dich zur Schnecke macht, ist er im Einschüchterer-Modus. Tut er etwas offensichtlich Provokatives, und stellt er sich dann dumm, versucht er durch Unnahbarkeit zu Energie zu kommen.


Was hat das jetzt mit dir zu tun?


Es hat insofern mit dir zu tun, dass du lernen kannst, in deiner “unabhängigen” Energie zu bleiben, sprich in der Verbundenheit mit deiner eigenen Quelle (=Energiezufuhr).


Du darfst jetzt entscheiden, ob das Verhalten des anderen sein Bier ist, oder ob es eben wunde Punkte in dir berührt, die es anzuschauen gilt.


Foto: Martin Kocher, an einem Boxkampf in Solothurn
Foto: Martin Kocher, an einem Boxkampf in Solothurn

Deine Reaktion ist in dem Ganzen wichtig. Flüchtest du vor dem Menschen, gehst in das Muster des Unnahbaren? Bekommst du Angst und verhältst du dich wie ein armes Ich? Oder macht es dich wütend und verführt dich zum Kritisieren (Vernehmungsbeamter) oder Einschüchtern?


Es ist spannend zu entdecken, dass wir diesen oder ähnliche Menschen irgendwann nicht mehr anziehen - wenn wir aus dem Kontrolldrama-Zyklus ausbrechen. Sobald die von dem Menschen erwünschte Reaktion ausfällt, erhält er keine Energie mehr von dir.


"Bin ich dann nicht eher der Spiegel für ihn?"

Ja, wir sind auch Spiegel für andere.

Aber wir sind NICHT verantwortlich für ihr Wachstum oder zuständig für die Schatten anderer. Wir sind nicht verpflichtet, uns zu verausgaben, und wir dürfen Grenzen setzen, um uns selbst zu schützen. Stets in dem Bewusstsein, dass jeder selbst verantwortlich ist für seine eigene Energie.


Foto: von Martin Kocher, an der Aare in Grenchen
Foto: von Martin Kocher, an der Aare in Grenchen

Was tun, wenn es zu viel wird?


Für mich ist die energetische Reinigung und innere Klarheit über die eigenen Grenzen so unglaublich wichtig. Die Verbindung zu mir selbst durch tägliche Meditation und Ankommen bei mir und im JETZT ist in dem Ganzen ausschlaggebend.


Doch zuerst:


Was kann ich in AKUTEN Fällen tun - im Moment der Konfrontation?


  • Innehalten, einen tiefen Atemzug nehmen.

  • Beobachten.

  • Spüren: gehört das zu mir?

  • Wenn nein: Grenzen setzen. Bestimmt, klar.

  • Wenn ja: Hinschauen statt Reagieren.


Das Gegenüber erhält Energie durch unsere emotionale (Über-)Reaktion und der Kreislauf der Kontrolldramen geht weiter. Wenn ich nicht wie erwünscht oder erwartet reagiere, führe ich dem Gegenüber keine Energie zu.


Freundlich und klar Grenzen zu setzen hingegen könnte dazu beitragen, dass das Gegenüber sein eigenes unangebrachtes Verhalten erkennt und reflektiert.


Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk
Foto: Martina Mühlemann, in der Lenk

Stabil bleiben: Deine Energie schützen


Tools zur regelmässigen Anwendung empfohlen, wie folgt:


  • Atem: Der Atem - unser Anker. Der Atem verbindet uns auf direktestem Wege mit unserem Körper.

  • Erdung: Sind wir geerdet, so sind wir stabiler. Wir schützen unsere Energie.

  • Rückzug: Die Selbstfürsorge und die Pause von Ablenkungen ermöglicht uns den verstärkten Zugang zur Quelle.

  • Stille: Die Gedanken einfach sein lassen, und wahrnehmen, welche Gefühle gerade da sind, auch Empfindungen im Körper.

  • Meditation: bewirkt wahre Wunder. Auch wenn nur kurz, einige Minuten am Tag.

  • Energetische Reinigung: Wir dürfen immer wieder visualisieren, wie wir gereinigt werden - sei es unter der Dusche, oder indem wir uns dies im inneren Auge vergegenwärtigen.

Nach und nach lernen wir zu unterscheiden: Was ist mein Anteil? Was gehört klar nicht zu mir?

Den Spiegel dürfen wir dann bewusst annehmen - und aus dieser Bewusstheit heraus entscheiden, welche weiteren Schritte wir vornehmen. Was wir ändern wollen, wo wir hinwollen.


Foto: von Martin Kocher, für diesen Beitrag fotografiert.
Foto: von Martin Kocher, für diesen Beitrag fotografiert.

Die Kunst der Unterscheidung


Mit herausfordernden Spiegeln angemessen umzugehen, kann ein riesen Kraftaufwand sein, und manchmal gibt es objektiv oder rational betrachtet kein "Richtig" oder "Falsch". Wenn, dann erspüren wir diese unsere Wahrnehmung durch unser Inneres, oder durch die Verbundenheit mit unserem Inneren.


Nicht jede Provokation ist ein Spiegel. Manchmal ist es einfach ein Verhalten, das nicht gesund ist, und dann dürfen wir uns klar abgrenzen. Und manchmal zeigt es uns etwas über uns selbst.

Die Kunst ist zu unterscheiden. Je klarer wir bei uns sind, desto leichter fällt diese Unterscheidung.

Möge dein innerer Kompass dich führen.


In Liebe, Selina

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