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Selbstregulation in turbulenten Zeiten - den Sturm zulassen und daran wachsen

Das Leben bringt immer wieder stürmische Zeiten, ob individuell oder kollektiv. Dies gilt es anzuerkennen: Das Leben ist kein Zuckerschlecken, und im Hinblick auf unser Wachstum soll es das auch nicht sein. Gerade dieses Jahr 2025 spitzen sich viele Dinge zu, die Menschen werden durchgeschüttelt und auf die Probe gestellt. Gerade jetzt finde ich es wichtig, nach den Stürmen abgeholt zu werden, um wieder zu sich selbst zu finden. Daher hier dieser Beitrag über den Segen der Emotionen und die Kunst der Selbstregulation.


Der Eisbär steht für innere Stärke, Schutzmechanismen und die Fähigkeit, sich in extremen Umwelten nicht zu verlieren. Foto: Unsplash / Raul Ling
Der Eisbär steht für innere Stärke, Schutzmechanismen und die Fähigkeit, sich in extremen Umwelten nicht zu verlieren. Foto: Unsplash / Raul Ling

Der Sturm fühlt sich nicht für alle gleich an und ist so individuell wahrnehmbar wie der Mensch selbst. Hier beziehe ich die Stürme auf die selbst erlebte Emotionalität, da es meiner Natur entspricht, zutiefst emotional zu sein. Doch auch Emotionalität ist für alle etwas anderes und kann verschieden ausgelegt werden. Niemand fühlt wie du, und so kann auch jeder nur selbst zu seiner wahren Stärke finden, welche auf dem meist mühseligen Weg durch den Strudel erlangt wird.


Emotionen: so vielfältig wie die Welt


Der Sturm muss nicht jeweils auf der Oberfläche drastisch sichtbar werden, sondern kann im Stillen in jedem von uns von Zeit zu Zeit wieder wüten. Die Stürme sind oft vorübergehende Krisen in der eigenen inneren Welt, beispielsweise können sie subtil im Alltag auftreten.


Viele sind zum Beispiel davon betroffen, im Auto in Rage zu geraten und sich über andere Autofahrer aufzuregen. Ein Sturm kann aufkommen vor einer wichtigen Präsentation, die Nervosität kann einen Sturm verursachen. Und insbesondere in unseren Beziehungen, ganz stark in Liebesbeziehungen, sowie in Freundschaften oder familiären Verbindungen können Stürme losgelöst werden. Auch in Geschäftsbeziehungen kann es zu emotionalen Stürmen kommen.

Emotionen machen uns zu dem, was wir sind, es gehört zu uns Menschen. Grundsätzlich ist es ein grosses Privileg, fühlen zu können.

Foto: Unsplash / Tim Marshall
Foto: Unsplash / Tim Marshall

Diese innere Bewegung gilt es wie Wellen anzunehmen, sie willkommen zu heissen, sich jedoch nicht zu verlieren, nicht unterzugehen in der Flut der emotionalen Wellen. Da mein eigenes Leben geprägt war von viel Emotionalität, weiss ich, dass die Emotionen zugelassen werden sollen, dass wir uns jedoch gleichzeitig nicht lange darin herumwälzen sollen, um über uns selbst herauszuwachsen.


Es ist so, dass im Prozess des Annehmens der emotionalen Wellen die Energie frei fliessen kann. Sind wir im Widerstand, so verstärken wir damit den Schmerz. Auf Biegen und Brechen wollen wir etwas bekämpfen, eben diesen Schmerz. Da gilt es, dass wir beweglich bleiben, um uns symbolisch betrachtet biegen zu können in der Gewalt des Moments, ohne daran zu zerbrechen.

Die Balance zu finden ist dabei so schwierig wie zentral, denn wir können eben auch in den Wellen untergehen und unsere Kontrolle destruktiven Emotionen überlassen.

Durch den Strudel hindurch zur Leichtigkeit


"Das Leben soll sich doch leicht anfühlen!", mögen einige denken, und damit in einen inneren Widerstand gegen starke Emotionen gehen. Ja, das stimmt, doch eine langwährende Leichtigkeit wird folgen, sobald wir durch diese Stürme gegangen sind und sie als das erkennen, was sie sind: Wegweiser zu unserem Inneren - ja, und dazu gehören auch Schatten und destruktive Muster, welche gesehen werden wollen. Sobald wir das geschafft haben, müssen wir uns nicht mehr mit kurzfristigen Vergnügen in eine Leichtigkeit bringen, wir müssen nicht mehr konsumieren oder uns ablenken, um uns frei und glücklich zu fühlen.

Wenn wir offen sind für was auch immer kommen mag, wir uns öffnen für jegliche Gefühle, werden wir eine langfristige Ruhe verspüren.

Bild: Usplash / Victoria Alexander
Bild: Usplash / Victoria Alexander

Während des Sturms in einer Art von Leichtigkeit zu sein ist in meinen Augen tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit, jedenfalls als menschliches, lernendes Wesen. Meine Stürme sind heute zwar nicht mehr so unbändig und verglichen mit früheren Jahren selten. Jedoch ist in emotionalen Situationen manchmal keine Chance vernehmbar, in einen auch nur annähernd leichten Zustand zu kommen. Daher würde ich sagen: Was besser gelingt, als die Leichtigkeit im Sturm, ist die Neutralität im Sturm. Die Emotionen zu beobachten ist einfacher, als sie verändern zu wollen, beispielsweise von "wütend" zu "fröhlich" oder von "ängstlich" zu "leicht".

Die Emotionen zu beobachten und einfach zu fühlen ist ein Prozess des "mit der Energie Gehens", welcher uns früher oder später in diese Leichtigkeit bringt.

Selbstregulation hilft uns, bewusster zu reagieren, statt den Automatismen zu unterliegen. Sie befähigt uns, Gedanken, Gefühle und Verhalten so zu steuern, dass wir langfristig etwas erarbeiten können. Sich selbst zu regulieren bedeutet, sich selbst zu erkennen und sich durch Mitgefühl für sich selbst zu innerer Balance zu verhelfen. Für mich geht es bei der Selbstregulation darum, sich nicht zu verurteilen für seine Emotionen, sondern sie anzunehmen, auch wenn sie dich durchschütteln, und sie (im Moment oder später) möglichst neutral zu erkennen und anzunehmen.


Das Wort kann in der heutigen Zeit des Optimierungswahns auch anders ausgelegt werden: Sich selbst und seine Emotionen zu kontrollieren oder sogar zu verdrängen. Davon ist hier nicht die Rede, sondern quasi vom Gegenteil: Es geht nicht darum, kurzfristig mit Willenskraft und durch Kontrolle zur Regulation zu kommen, sondern viel mehr darum, in sich zu gehen und zuzulassen, was sich zeigen will.


Werkzeug der Selbstregulation: Die Kraft des Atems


Es gibt einige gute Tricks zur Selbstregulation, doch als zentralstes Werkzeug stufe ich die Arbeit mit unserer Atmung ein. Ich finde es an dieser Stelle wichtig, anzuerkennen, dass unser Nervensystem heute dauernd darauf ausgerichtet ist, sich vor Gefahr zu schützen. Die meisten von uns leben nicht in Lebensgefahr, doch der äussere Stress wird von unserem Körper als Gefahr eingestuft. Daher finde ich es wichtig, sich auf die körperlichen Zeichen zu achten, um dort in eine Selbstregulation reinzukommen. Das gelingt ganz zuerst beim Atem.


Foto: Unsplash / Brian Mc Mahon
Foto: Unsplash / Brian Mc Mahon

Ich weiss noch, dass ich vor einigen Jahren in einer ausserordentlichen Extremsituation war, und ich höre noch die Stimme, die mir in dem Moment beistand und sagte: "Atme tiefer", und ich war so in dem Schock des Moments gefangen, sodass ich mich als letztes noch auf meinen Atem konzentrieren konnte oder wollte. Doch es war genau so: Ich atmete unglaublich schnell und kurz, was mir in dieser Situation nicht behilflich war und die Schocksituation noch befeuerte. So ist der Satz "Atme einmal tief ein und aus" nicht einfach ein Satz, den man so hört und dann denkt "Du hast gut reden", sondern es liegt so viel Wahrheit darin.

Der Atem ist die einfachste Art, sein Nervensystem zu besänftigen und damit sich selbst und seine Emotionen auch in akuten Zuständen zu regulieren.

Mittlerweile gehe ich soweit, zu sagen, dass uns vieles erspart bliebe, würden wir alle dieses Wissen schon als Kinder lernen. Natürlich würden wir es dann lernen, und doch erst verstehen bei der eigenen Anwendung. So empfehle ich als Erstes, sich mit dem eigenen Atem vertraut zu machen und diese immense Kraft mal auszutesten. Sofern du das noch nicht tust, wie gesagt war mir das selbst lange nicht so wirklich bewusst. Heute möchte ich nicht mehr anders leben als mit diesem Bewusstsein über die Kraft des Atems.


Weitere Werkzeuge zur Selbstregulation


Der Atem ist eines der für mich wichtigsten Werkzeuge zur Selbstregulation in akuten Fällen, so auch das Spüren des Körpers. Das Ding ist: wir können das trainieren, denn wie gesagt käme es uns doch nie in den Sinn, diese Praktiken in akuten Zuständen anzuwenden - ausser, wir haben sie geübt. Wir können jeden Tag üben, unseren Körper zu spüren, und das langsame Atmen tief in den Bauch und in das Herz hinein täglich praktizieren.

Unser Körper ist schlau und wird sich daran erinnern, bevor wir es mit unserem Verstand erfassen können.
Foto: Unsplash / Christopher Burns
Foto: Unsplash / Christopher Burns
Wir werden instinktiv wissen, dass wir sicher sind, geschützt, getragen und geerdet, wenn wir uns und unseren Körper regelmässig in diesen Zustand bringen.

Unser Nervensystem wird sich daran gewöhnen, sich sicher zu fühlen, und sich auch in emotionalen Stürmen leichter daran erinnern.


So verhält es sich auch im Sport. Der Wert der Bewegung wird hier sichtbar: Sportliche Aktivität hilft uns, nicht nur körperlich, sondern auch geistig und emotional "beweglicher" und ausdauernder zu werden. Wenn wir mit diesem Mindset an Sport herangehen, mit der Absicht der Selbstregulierung - auf allen Ebenen! - so werden wir um einiges effizienter sein. Sei unsere Absicht die Gewichtsregulierung oder die emotionale und geistige Regulierung: Bewegung hilft uns, unseren Körper besser zu spüren und uns besser auf Stürme jenster Art vorzubereiten. So spielen Körper, Geist und Seele als Team zusammen einen wichtigen Part in der Kunst der Selbstregulation.


Was mir bei der Selbstregulation weiter hilft und ebenfalls "trainiert" werden kann, ist der Glaube, sprich die Überzeugung. Der Glaube an mich selbst und meine Kraft, und der Glaube daran, dass ich stets unterstützt werde. Unterstützung erfahren wir von unseren Mitmenschen, sowie auch von der unsichtbaren Welt. Wir sind niemals alleine. Das Gefühl, alleine zu sein, ist etwas, das es zu überwinden gilt für die Menschheit als Kollektiv.

Wir sind alle stets verbunden mit unseren eigenen Kraftressourcen, mit der Erde und unserem höchsten Bewusstsein - wenn wir darum wissen.

Wir sind verbunden mit der Quelle, miteinander, umgeben von der Quelle und voneinander, umgeben von anderen Seelen und Energieformen, die uns unterstützen und tragen.


Foto: Martina Mühlemann
Foto: Martina Mühlemann

Verbringen wir viel Zeit in der Natur, so gelingt das noch besser: Das Gefühl der Verbundenheit steigt, das Gefühl der Sicherheit und das Wissen darum, dass wir nicht Opfer sind unserer Emotionen, sondern grundsätzlich von aussen betrachtet einfach mal göttliche Seelen, die diese Erfahrung als fühlende Menschen machen. Die Natur trägt uns und lindert Angstzustände. Wir kommen besser zur Ruhe in der Natur und sind so besser gewappnet vor aufkommenden Turbulenzen.


Enormes Wachstum liegt in turbulenten Zeiten


Der Wert der Krisenzeiten oder auch alltäglichen emotionalen Stürmen wird uns stets erst später bewusst. Egal, wie schlimm uns etwas vorkommen mag, der Sinn des Ganzen wird uns früher oder später vor Augen geführt. Wie oft fragen wir uns Menschen uns, "Warum muss ich das fühlen?", oder "Warum geschieht das ausgerechnet mir?", und schliesslich wissen wir, es geht nicht um uns als Person. Es geht um mehr: Um uns als Seelen, welche wachsen an diesen Erfahrungen. Es geht um die Menschlichkeit, welche wiederentdeckt, "wiedergeliebt" werden darf.


Alles in allem finde ich es wichtig, wie sehr dass wir mit uns selbst und unseren Mitmenschen mitfühlen dürfen. Wir dürfen uns annehmen mit all diesen Emotionen und Mitgespür entwickeln. Wir müssen uns nicht verurteilen, ausser vielleicht, wir tragen die Emotionen nach aussen und verletzen andere. Ja, dann ist womöglich die Verurteilung da, doch es geht weiter und das nächste Mal handeln wir anders, weil wir keine Opfer unserer Emotionen mehr sind. Weil wir uns mit Mitgefühl und Achtsamkeit begegnen und allem, was kommen mag, offen gegenüberstehen.


Wie ein Wunder möge uns das Leben erscheinen mit all seinen Höhen und Tiefen, und uns mit einem Gefühl des Gesegnet-Seins erfüllen. Zum Beispiel - JETZT!

In Liebe


Selina

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