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Seelenkraft im Gleichgewicht: Glück spüren und Ruhe finden

Intensive Glücksgefühle sind fantastisch. Sie beflügeln uns und wir bekommen den ultimativen Eindruck davon, wie lebenswert das Leben ist. Die unbändige Freude ist gefühlt das, wofür es sich zu Leben lohnt - oder immerhin ist es mit diesem Gedankengut einfacher, das Traurige im Leben zu akzeptieren. Doch wie wichtig und lebenswert der "Nullpunkt" ist, die Balance zwischen allen Höhen und Tiefen: das vergessen wir oft.


Foto: Unsplash / Kabiur Rahman Riyad
Foto: Unsplash / Kabiur Rahman Riyad

In diesem Beitrag beleuchte ich die Wichtigkeit der Ruhe zwischen den Höhenflügen und was wahres Glück in meinem heutigen Verständnis wirklich bedeutet. Ich schreibe darüber, wie Glücksgefühle auch zur Gefahr werden können, nämlich dann, wenn man sich suchtartig von ihnen treiben und überwältigen lässt. Wie ich mit der intensiven Freude umgehe und wie ich zum Ruhepol in mir selbst werde, das erfährst Du hier.


Paradoxon der Glücksgefühle


Euphorie ist wunderbar, und sie ist sozusagen der Gegenpol zu all den Schmerzen, welchen wir durch unser Leben hindurch begegnen - zu allererst bei unserer Geburt, und zuletzt am Ende des Lebens.

Die Fähigkeit, sich intensiv zu freuen, ist nicht nur uns Menschen gegeben, sondern wie alle Gefühle auch den Tieren.

Das sehe ich auch immer wieder bei meinem Hund Aico, welcher als bald 4-jähriger Border Collie-Mischling ein sehr aufgewecktes und schnell erregbares Naturell hat. Seine Freude ist hochgradig ansteckend und für mich wirklich etwas vom Schönsten, das es gibt. Man könnte ihn aufziehen bis zum "Geht-Nicht-Mehr".


Foto: im Wald mit Aico Anfang September 2025
Foto: im Wald mit Aico Anfang September 2025

Wie bei mir selbst ist es mir auch bei Aico wichtig, dass er schnell wieder runterkommt. Denn einerseits bedeutet die intensive Freude grundsätzlich auch viel Stress, des Weiteren ist er in der hohen Erregtheit nicht mehr so gut ansprechbar und aufmerksam.


Dieses Beispiel zeigt den Widerspruch: Glücksgefühle sind etwas Wunderschönes, doch kann es uns auch aus der Bahn werfen.

Die intensiven Gefühle gilt es nicht zu bändigen oder zu unterdrücken, doch das Erkennen der Fragilität und das Zurückkommen in die Ruhe ist zentral für ein Leben aus der Seelenkraft heraus.

Die Natur intensiver Gefühle


Euphorie, Glücksgefühle, Trauer, Angst - das alles sind intensive Gefühle, welche ich auch gerne als Emotionen bezeichne. Dies, weil sie vorübergehend sind, weil sie uns nicht definieren. Wir sind nicht unsere Emotionen, auch wenn sie zu uns gehören. Und so sind diese Emotionen, ob positiv oder negativ, grundsätzlich vorübergehende intensive Energien.

Intensive Gefühle, auch wenn sie noch so schön sind, verlangen in unserer Welt der Polarität nach Ausgleich.

Foto: Unsplash / Jurien Huggins
Foto: Unsplash / Jurien Huggins

Sind wir überstimuliert, sind wir vielleicht vorübergehend scheinbar glücklich, doch kommt auch schnell mal eine innere Unruhe mit diesem Zustand einher. Wir verlieren vielleicht die Erdung und Bodenhaftigkeit, was so wichtig ist für unseren Schutz und für das Finden unserer selbst.

Als Unterscheidung zu diesen intensiven Emotionen bezeichne ich als Gefühle lieber beispielsweise ruhige Freude, tiefes Vertrauen sowie auch universale Liebe.

Diese Zustände der Ruhe und des Vertrauens fühlen wir, wenn wir beispielsweise einfach ganz bei uns sind. Wenn wir Gedanken wie Emotionen versuchen, einfach an uns vorbeiziehen zu lassen, so zum Beispiel in der Meditation.


Emotionen aller Art sehe ich wie Wellen oder Wolken, die kommen und gehen, genauso wie die Gedanken.

Lassen wir das zu, ist der Zustand der "Leere" oder des "Nullpunkts" das, was uns ausmacht, und in diesem bemerken wir, dass wir grundsätzlich Liebe sind.

Foto: von Martina Mühlemann, einer talentierten Fotografin aus dem Seeland
Foto: von Martina Mühlemann, einer talentierten Fotografin aus dem Seeland

Der Nullpunkt: was bedeutet er?


Der Nullpunkt, oder eben diese "Leere", wenn wir Gedanken und Emotionen an uns vorbeistreifen lassen, kann man sich vorstellen wie eine innere Mitte. Es ist wie ein Ort der Ruhe und Klarheit zwischen diesen Ausschlägen von Freude und Schmerz und inmitten des Gedankenkarussels, welches uns vom Bemerken dieses Ortes ablenkt.


Ich vergleiche den Nullpunkt auch gerne mit dem Herzschlag oder dem Atem, welche wie alles in der Natur und im Leben kommen und gehen. Das Leben ist so gesehen ein ewiges Ein- und Aus, ein Geborenwerden und Sterben, und zwischen diesen natürlichen Vorgängen gibt es eine kurze Pause, kaum vernehmbar in unserer Dimension der Zeit, doch sie ist da. Diese Pause ist der Nullpunkt.


Auch kann der Nullpunkt als eine Art Verbindung gesehen werden. Es gibt eine Verbindung zwischen unserem Herzen, unserer Seele und der Quelle, und diese erkennen wir, wenn wir uns in diesem Nullpunkt befinden.


Ich finde diesen Nullpunkt so zentral, weil er uns rettet vor dem Ertrinken in intensiven Emotionen. Der Nullpunkt schenkt mir Bodenhaftigkeit und auf lange Sicht gesehen mehr Präsenz und Stabilität im Alltag.
Bild: Unsplash / Rick Rothenberg
Bild: Unsplash / Rick Rothenberg

Der Nullpunkt schützt davor, den Glücksgefühlen suchtartig hinterher zu hetzen, was in unserer schnellen und reizüberfluteten Gesellschaft sehr viele auf die eine oder andere Art kennen. Die Akzeptanz allem gegenüber steigt, insbesondere die Annahme der Emotionen, der Gedanken, der Umstände im Leben.

Bildhaft kann man sich das vorstellen wie ein Baum, der tief verwurzelt ist. Er ist einfach da, sicher in sich selbst. Er hält Stürme aus, sowie er Sonnenstrahlen aushält. Er ist stabil und stark und ruhend in seiner Mitte, im Nullpunkt.

Praktische Wege zum Nullpunkt


Wie wichtig mir dieser Nullpunkt ist und dass er mir zu meinem wahren Glück verhilft, erkenne ich heute so klar, weil ich immer wieder zu ihm zurückgehe.

Für mich ist der Nullpunkt ein Ort des Ankommens, er fühlt sich wie mein inneres Zuhause an und ich fühle die Verbindung zu meiner Seele kaum an einem anderen Ort stärker.

Es gehört zu meiner täglichen Praxis, zum Nullpunkt zu gehen, und das macht mich heute sehr glücklich.


Foto: vor einigen Tagen in meinem Wohngebiet in Grünenmatt im Emmental
Foto: vor einigen Tagen in meinem Wohngebiet in Grünenmatt im Emmental

Hier die eine oder andere Inspiration, wie Du zum Nullpunkt kommen kannst:


  • Atemübungen: mitten im Alltag bewusst innezuhalten, bewirkt so viel. Den Atem zu beobachten und ihn einfach wahrzunehmen, auch wenn es nur einige Sekunden sind, verhelfen uns zum Wahrnehmen des Nullpunkts.

  • Körper spüren: Wenn wir unseren Körper spüren, spüren wir uns scheinbar wieder selbst, auch das mögen sehr viele kennen. Dabei kann helfen, die Umwelt mit unserem Körper zu spüren, beispielsweise beim Barfusslaufen, beim Berühren unseres Herzens oder des Bodens.

  • Stille: Momente ohne Inputs. Ist das heute noch möglich? Ja, es ist möglich, wenn wir es wollen. Diese Momente schaffen Raum zwischen unseren Emotionen und Gedanken und der lauten Welt um uns herum.

  • Rituale: Wir können unseren Weg zum Nullpunkt in unseren Alltag einbauen - grundsätzlich egal, wo wir gerade sind. Wir können auch im Auto kurz anhalten und meditieren, oder ein Notizblock stets zur Hand haben und schreiben.

  • Natur: Kommen wir mit den Naturelementen in Kontakt, erfahren wir Erdung. Die Natur hilft uns wie nichts anderes auf der Welt, unsere Seele und unsere wahre Natur wieder bewusst wahrzunehmen.


Das Geschenk des bewussten Umgang mit Glück


Wie oben erwähnt geht es nicht darum, intensive Glücksgefühle wegzudrücken oder gar abzulehnen. Nein, diese gilt es zu schätzen und zu geniessen. Emotionen sind grundsätzlich ein grosses Geschenk und machen uns Menschen und Tiere wie Pflanzen - sprich, das Leben! - aus. Wir Menschen können jedoch lernen, auch diese schönen Emotionen bewusst durch uns durchfliessen zu lassen.

Ein Gefühl der tiefen Dankbarkeit erfüllt uns in diesen bewussten Momenten. Und das ist es, was isch als wahres Glück für mich erkenne.

Foto: von Martina Mühlemann, welche ich sehr empfehlen kann. https://www.marty-photo.ch/
Foto: von Martina Mühlemann, welche ich sehr empfehlen kann. https://www.marty-photo.ch/
Aus Dankbarkeit erwacht Demut und im tieferen Sinne das Erkennen, was das Leben in Wahrheit ist.

In diesen Zuständen der Dankbarkeit, welche sich durch das Verweilen im Nullpunkt mehr und mehr offenbaren, erhalte ich Informationen aus einer scheinbar anderen Welt. Ich erfahre meine Intuition als stärkste Ressource und erhalte durch sie Informationen über mein wahres Sein.


Im bewussten Umgang mit Glücksgefühlen lernen wir, dass Glück grundsätzlich der Spiegel unserer Seele ist. Es ist kein Ort, an dem man sich verlieren kann - im Gegenteil, denn im bewussten Glück sind wir zu Hause.

Im Nullpunkt sind wir in der allumfassenden Liebe zu allem, was ist.

Verwandte Themen und Reflexionsfragen


Hier einige Beiträge auf Seelenkraft.blog, welche mit der Thematik des Nullpunkts, der allumfassenden Liebe und des Glücks des bewussten Umgangs damit verwandt sind:



Foto: von letztem Sonntag in Grünenmatt im Emmental
Foto: von letztem Sonntag in Grünenmatt im Emmental

Manchmal gibt es in unserem hektischen Alltag Zeiten, wo wir uns selbst nicht mehr so gut spüren. Wir befassen uns mit allem Möglichen im Aussen, uns rennt die Zeit weg und wir wollen es allen recht machen. Dabei kommt es vor, dass wir vergessen, was wir selbst wirklich wollen oder wer wir sind. In diesen Zeiten finde ich es besonders wichtig, sich eine kurze Auszeit zu nehmen und sich selbst wieder näherzukommen.


Es gibt das Tool, Reflexionsfragen für sich selbst ehrlich und aus dem Herzen sprich aus der Intuition heraus zu beantworten. Es kann sehr hilfreich sein, die Antworten aufzuschreiben und sie später wieder zu lesen, um uns selbst wieder tiefer zu begegnen.


Solche Reflexionsfragen können die Folgenden sein:


  • Was bedeutet innere Balance für mich persönlich, bezogen auf meinen Alltag?

  • Wann habe ich mir das letzte Mal erlaubt, einfach still zwischen zwei Gefühlen zu verweilen?

  • Wie fühlt sich mein persönlicher Nullpunkt an, und wie finde ich dorthin zurück?

  • Kann ich Glück geniessen, ohne mich an das Gefühl zu klammern?

  • Welche Rituale oder kleinen Gesten helfen mir, mich zu erden, wenn Gefühle mich überwältigen?

Foto: von Martina Mühlemann / https://www.marty-photo.ch/
Foto: von Martina Mühlemann / https://www.marty-photo.ch/

Am Ende ist die Definition von Glück so vielfältig wie die Menschheit selbst. Für mich erkenne ich Glück als die Balance oder den Tanz zwischen den intensiven Emotionen und dem Gefühl des Friedens und der Liebe, welche wir in der Stille erfahren. Unsere Emotionen schenken uns Lebendigkeit, die Ruhe im Nullpunkt schenkt uns Tiefe und Erdung.

Beides gehört untrennbar zusammen: Intensität und Ruhe, Bewegung und Leere, Atem und Pause.

Wenn wir bereit sind, das Geschenk beider Seiten anzunehmen, müssen wir dem Glück nicht mehr hinterherrennen. Wir werden mehr und mehr frei von äusseren Begebenheiten, ruhend in uns selbst.


Und genau dort, im bewussten Sein im Nullpunkt, offenbart sich für mich das wahre Glück: ein Zustand der Liebe, Dankbarkeit und Verbundenheit mit allem, was ist.


In Liebe, Selina


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